Benjamin Karl: "Es ist ein brutales Abenteuer"

Wie ist die Idee einer Teilnahme beim „Race Around Austria“ entstanden?
Benjamin Karl: Ich wollte schon nach meinem ersten Start im Jahr 2011 mit einer starken Truppe an den Start gehen. Mit dem Ziel aufs Stockerl zu fahren. Mit Goldi und Sumi habe ich schon vor zwei Jahren das erste Mal über das Projekt gesprochen. Und ich wollte den Hermann (Maier, Anm.) dabei haben. Aber er hat sich geziert und jetzt mit seinen Zwillingen auch nicht so viel Zeit.
Nach deiner Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Sotschi wurde es dann konkret?
Wir sind am letzten Abend im Österreich-Haus zusammengesessen und ich habe die Jungs gefragt: Machen wir es? Und sie haben gesagt: Ja, ziehen wir es durch. So hat alles begonnen.
Für dich ist es bereits die dritte Teilnahme beim RAA. Welche Erinnerungen hast du an die ersten beiden Starts?
Man erinnert sich immer nur an die guten Sachen, den Schmerz vergisst man. Grundsätzlich ist es ein brutales Adventure. Du fährst zu jeder Tages- und Nachtzeit, erlebst die Natur auf ganz spezielle Art und Weise. Einmal wäre ich fast in ein wildes Pferd gefahren.
Es warten 2.200 Kilometer und insgesamt 30.000 Höhenmeter. Was ist beim „härtesten Radrennen Europas“ die größte Herausforderung?
Die körperliche Belastung ist enorm, auch im Viererteam. Du hast keinen Schlafrhythmus, musst um 2 Uhr nachts genauso im Rennmodus sein wie zu Mittag. Wir müssen zu jeder Zeit Druck aufs Pedal bringen, um vorne mitzufahren. Dazu kommt die Navigation, die ebenfalls ein wichtiger Faktor ist. Und ein bisschen Glück gehört auch dazu.
Wie laufen die Vorbereitungen für das Rennen?
Früher bin ich meine Radrennen in erster Linie zum Spaß gefahren. Aber mit diesem Projekt haben wir eine andere Dimension erreicht. Wir sind jetzt ein Team von rund 20 Personen, angefangen vom Teamchef über Mechaniker und Physiotherapeuten bis zum Koch. Für eine Hobby-Truppe ist das schon ziemlich groß.
Dementsprechend hoch ist auch die Erwartungshaltung, oder?
Ich bin ein hoffnungsloser Ehrgeizler. Aber ich habe auch bei den anderen rausgehört, dass sie aufs Stockerl wollen. Da gibt’s nur Kopf runter und treten, treten, treten. Wir sind Spitzensportler und wir sind Wettkampftypen. Mehr Siegeswillen als in unserem Team geht eigentlich kaum.
Frei nach Roberto Blanco muss aber auch ein bisschen Spaß sein.
Ohne Spaß würde es nicht gehen. Wenn das Team funktioniert und vor allem harmoniert, rennt der Schmäh von ganz alleine. Dann geht es leicht von der Hand, man hat Freude an der Quälerei und am Ende des Tages bleiben nur gute Erinnerungen. Das schweißt zusammen und macht Freundschaften fürs Leben.
Und vier Freunde nehmen dann 2015 das „Race Across America“ in Angriff?
Ganz ehrlich: Ich habe mir schon meine Gedanken darüber gemacht. Eine Teilnahme wäre sicher lustig, ist aber derzeit kein Thema. Im Moment reicht mir der Gedanke daran. Ich habe jedoch schon zwei, drei andere Projekte im Kopf.
(Das Interview führte Stephan Schwabl)